„Das war eine Bohne wert“ – Sprüche wie dieser kursierten unter der Gruppe Fußwallfahrer, während sie unterwegs nach Gößweinstein waren. Von Kirchschönbach aus legten die Teilnehmer aus der Pfarreiengemeinschaft Kirchschönbach – Stadelschwarzach – Wiesentheid und der Umgebung rund 100 Kilometer in drei Tagen zurück. An Christi Himmelfahrt gingen sie los – und ab Freitag trugen sie die Taschen voller Bohnen.

In aller Frühe startete die Fußwallfahrt nach Gößweinstein, die heuer zum 14. Mal stattfand, in der Kirche in Kirchschönbach, gemeinsam mit den Kirchschönbacher Buswallfahrt nach Gößweinstein. Mit einem Segen trennten sich die Gruppen beim Sportplatz und von da an ging es bergauf. Nicht nur über Stock und Stein, sondern auch über umgestürzte Bäume, die vom Sturm Fabienne noch über den Waldwegen lagen. Ziel der Tagesetappe war Pommersfelden.

In der Kapelle von Schloss Pommersfelden feierten die Wallfahrer mit Pfarrer Peter Göttke am Samstagmorgen eine Messe, bevor sie zum Tagesziel bei Eggolsheim aufbrachen. Pfarrer Göttke begrüßte die Wallfahrer und rief in Erinnerung, dass bei der Wallfahrt Gott mit dabei sei, dass Gott mitgehe. Und dann kamen die Bohnen ins Spiel. Die Gruppe hörte die Geschichte von einer alten Frau, die sich jeden Morgen eine Hand voll Bohnen in die rechte Schürzentasche steckte. Immer, wenn ihr etwas Schönes begegnete, ließ sie eine Bohne von der rechten in die linke Tasche wandern. Am Abend betrachtete sie die Bohnen in der linken Tasche und rief sich die schönen Momente des Tages in Erinnerung. Pfarrer Göttke ging auch in seiner Predigt auf diese Geschichte ein. Mancher schaute verdutzt, als ihm anschließend ein Beutel Bohnen entgegengestreckt wurde. Jeder durfte sich eine Hand voll nehmen. Mit einer Hand voll Bohnen in der Hosentasche machten sich die Wallfahrer in Pommersfelden auf den Weg.

Von da an wanderten die Bohnen von der rechten in die linke Hosentasche – oder von der linken in die rechte – oder von oben nach unten – denn so genau musste man diese Geschichte ja auch nicht umsetzen. Doch genau wie bei der alten Frau wuchs bei den Wallfahrern die Dankbarkeit für schöne Momente in der Natur, auf dem Weg oder in der herzlichen Gemeinschaft der Gruppe: Für eine schöne Blume am Wegesrand, für eine schöne Aussicht, für Schatten zur rechten Zeit, für ein schönes Gebet, für ein gutes Wort von einem Mitwallfahrer, für eine Geste der Unterstützung – all das war eine Bohne wert.

Als die Wallfahrer am Samstag in der Unterkunft bei Eggolsheim aufbrachen, kündigten sich schon sommerliche Temperaturen an. Die letzte Tagesetappe brachte ein Auf und Ab der Strecke mit sich. Doch selbst bergauf beteten die Wallfahrer laut und stimmten in die „Grüssauer Marienrufe“ ein. Besinnlich wurde es bei einem Kreuzweg im Wald bei Kauernhofen, bevor als letzte Motivation das Stück Erdbeerkuchen in einem Landgasthof kurz vor Gößweinstein herhalten musste. So gestärkt, ging man die letzten Kilometer zum Ziel an. Beim Einzug in die Wallfahrtsbasilika Gößweinstein waren die Bänke voll besetzt. Für alle war es ein erhebender Moment, als die vielen Menschen aufstanden in das a-capella gesungene „Großer Gott wir loben dich“ einstimmten. Wenn das nicht die letzte Bohne in der Hosentasche wert war…