Nach altem Brauch sind die Großlangheimer über Pfingsten wieder zur Heiligsten Dreifaltigkeit nach Gößweinstein gewallt. Los ging es am Pfingstsamstag um fünf Uhr in der Früh. Im Wortsinnn „beim frühen Morgenlicht“ zogen die 55 Fußwallfahrer betend und singend aus dem Ort hinaus.  Verabschiedet mit dem Segen von Pastoralreferent Hermann Menth machten sich die Pilger auf den Weg. Die trostreichen Geheimnisse des ersten von vielen Rosenkranzgebeten verkürzten den Weg nach Kleinlangheim.

Das Motto der diesjährigen Wallfahrt lautete „Wenn möglich bitte wenden! – Verlieren – Suchen – Wiederfinden“. Das Team um Mechtild Sterk hatte jede Menge Geschichten, Gebete und Gedanken zusammengetragen, die zum nachdenken anregten und so manches Wegstück schon beim Zuhören verkürzten. Der erste Halt der Gruppe ist traditionell in Untersambach, wo es nach einer kurzen Statio in der Kirche Frühstück am Gemeinschaftshaus gibt. Zwar gibt es einen tollen Versorgungstrupp, der die Pilger während der Wallfahrt versorgt: Mit Getränken und Brotzeit, der Tagesgepäck anreicht und Instrumente dorthin bringt wo sie gebraucht werden. Aber in allen Orten, wo die Wallfahrer ankommen, gibt es immer auch Menschen, die mit anpacken, die Schlüssel besorgen oder eine Toilette zur Verfügung stellen. Die erste Tagesetappe geht bis Pommersfelden, dort übernachten die Pilger in der Regel bei Gastfamilien. Hier sind über die Jahre Freundschaften gewachsen, sodass es für manchen Wallfahrer ein kleines Heimkommen ist, wenn die Glocken der Ortskirche beim Einzug läuten.

Am zweiten Tag – Pfingstsonntag – führt der Weg der Wallfahrer zunächst nach Haid. Im Hof einer Bauernfamilie wird seit vielen Jahren der Pfingstgottesdienst gefeiert. Die Familie räumt ihre Scheune für die Pilger aus und weil dieser Gottesdienst der einzige im Jahr in diesem Ort ist, kommen auch einige Anwohner dazu. In diesem Jahr hat P. Placidus aus Münsterschwarzach für die Pilger die Messe gehalten. Anschließend führt der Weg mitten in die Fränkische Schweiz. Über Forchheim und Kirchehrenbach, Schritt um Schritt, Kilometer für Kilometer. Mit auf dem Weg: Die Fürbitten aus der Gemeinde. Diese können im Vorfeld aufgeschrieben und den Wallfahrern mitgegeben werden, so sind die Gedanken und Gebete derer dabei, die den Weg nicht selbst gehen können oder wollen. Und dann ist es endlich fast geschafft: Nach 100 Kilometern dauert es „nur noch einen Rosenkranz“ bis die Türme der Wallfahrtsbasilika zum ersten Mal zwischen den Baumwipfeln hervorlugen. Manch einer muss die letzten Kräfte mobilisieren, aber alle gehen die Straße hinunter und die Stufen zur Basilika hinauf, wo die Glocken laut grüßen und Wallfahrtspater Aurelian auf die Pilger wartet.

An Tag drei ist Regeneration angesagt. Für den Geist mit Wallfahrtsamt, Kreuzweg und der Anbetung der Altäre. Für den Körper mit Fußpflege und viel Schlaf. Schließlich wartet noch der Rückweg auf die Wallfahrer. Am Abend gibt es den Segen für die Pilger und den offiziellen Auszug. Mit dem traditionellen „Auf mein Zung fang an zu loben“ ziehen die Wallfahrer dreimal um die Kirche und dann Richtung Ortsausgang. Am nächsten Morgen pünktlich um sechs treten sie von hier aus dann den Rückweg an. Und wieder geht es Schritt um Schritt über Straßen und Feldwege, durch Wälder und über Wiesen. Am Ende des Tages warten bekannte Gesichter in Pommersfelden und die Gewissheit, dass alles bald wieder zu Hause sind. Die Rückkehr nach Großlangheim am Abend des fünften Tages folgt der alten Tradition: Familien und Freunde der Wallfahrer warten am Kastanienbaum in der Kleinlangheimer Straße auf ihre Lieben und begleiten sie die letzten Meter in die Kirche. Nach dem Segen ein letztes Lied: Das „Röslein“ klingt durch die Kirche, begleitet von der Gewissheit es geschafft zu haben. Draußen verabschieden sich die Wallfahrer voneinander. Sie nehmen Gedanken und Gebete mit in ihren Alltag und die meisten von ihnen werden auch im nächsten Jahr wieder den Weg nach Gößweinstein antreten um ein jahrhundertealtes Gelübde zu erfüllen.

 

(Fotos: Lorenz Straßberger)