Gottes Macht und Vorsehung

Gott ist mein Lied!
Er ist der Gott der Stärke;
Hehr ist sein Nam, und groß sind seine Werke,
Und alle Himmel sein Gebiet.

Er ist um mich,
Schafft, daß ich sicher ruhe;
Er schafft, was ich vor- oder nachmals tue,
Und er erforschet mich und dich.

Er ist dir nah,
Du sitzest oder gehest;
Ob du ans Meer, ob du gen Himmel flöhest:
So ist er allenthalben da.

Wer kann die Pracht
Von deinen Wundern fassen?
Ein jeder Staub, den du hast werden lassen,
Verkündigt seines Schöpfers Macht.

Der kleinste Halm
Ist deiner Weisheit Spiegel.
Du, Luft und Meer, ihr Auen, Tal und Hügel,
Ihr seid sein Loblied und sein Psalm!

Du tränkst das Land,
Führst uns auf grüne Weiden;
Und Nacht und Tag, und Korn und Wein und Freud
Empfangen wir aus deiner Hand.

Kein Sperling fällt,
Herr, ohne deinen Willen;
Sollt ich mein Herz nicht mit dem Troste stillen,
Daß deine Hand mein Leben hält?

Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)
Aus: »Geistliche Oden und Lieder«, 1757