Durch-kreuzt!

Oft könnte es so einfach sein: Ich sehe meinen Weg vor mir, mein Ziel ist in Sicht.
Es liegt geradewegs vor meinen Augen.
Es fehlt nicht mehr viel und dann bin ich, wo ich hinwill.
Alles läuft glatt. Wie geplant. Am Schnürchen. Schnurstracks.
Das Leben kann so einfach sein. So schön.

Doch dann passiert es: durchkreuzt!
Meine Pläne durchkreuzt von etwas ganz Unvorhergesehenem.
Durchkreuzt. Das war so nicht geplant. Es erwischt mich eiskalt.
Das Ziel, das eben noch zum Greifen nah war, ist unerreichbar.
Durch-kreuzt: kein Weg führt mehr dorthin.
Die Träume und Hoffnungen geplatzt. Durchkreuzt!

Durchkreuzt von einem erneuten Lockdown,
durchkreuzt von einem Misserfolg,
durchkreuzt von einer unerfüllten Liebe,
durchkreuzt von … .

Manchmal kann aus dem durchkreuzten Weg eine Kreuzung werden:
Ich orientiere mich an dieser Kreuzung neu,
ich wähle einen ungeplanten, anderen Weg.
Vielleicht wird es ein Umweg zu meinem ursprünglichen Ziel,
vielleicht eine ungeahnte, nie gedachte, beglückend überraschende Etappe auf meinem Lebensweg.

Aber manchmal wird mein Weg durchkreuzt von Kreuzen,
die nicht zu Kreuzungen werden,
sondern zu Kreuzen, die stehen bleiben an meinem Weg:
endgültig, gnadenlos, schmerzhaft, dunkel,
ohne jede Möglichkeit abzubiegen oder auszuweichen.
Mein Weg durchkreuzt durch die schwere Krankheit eines guten Freundes,
den Tod eines lieben Angehörigen … .

Nichts gibt es hieran schönzureden.
Ich muss das Kreuz aushalten, den Schmerz, die Wut, die Verzweiflung, die Angst.
Ich stürze tief in meinen persönlichen Karfreitag,
in die Schlucht des Leids.
Ich muss meinen durchkreuzten Weg mit meinen Kreuzen gehen, meinen Kreuz-Weg.

Jesus, geh meinen Kreuz-Weg mit mir,
gib mir die Kraft, die Kreuze meines Weges zu ertragen, auszuhalten, durchzustehen,
und schenk mir auch im Schatten jedes Kreuzes die Hoffnung auf ein Ostern,
das für mich auf meinem Lebensweg wieder die Sonne scheinen lässt.

Sabine Krapf